top of page

Geschichte des Eurasiers

Die Entstehung der Rasse Eurasiers ist einmalig und anders als die Entstehung der meisten Hunderassen. Die meisten Hunderassen entstanden entweder rein zufällig oder aus Landschlägen. Durch Zuchtauswahl wurden dann bestimmtes Aussehen oder Eigenschaften im Verhalten gefördert.

 

Der Eurasier hingegen ist eine verhältnismässig junge Rasse und entstand aus der gezielten Mischung von bestehenden Rassen. Obwohl man heute von Kreuzung der Rassen Wolfspitz, Chow-Chow und Samojede spricht, wäre der Ausdruck „Mischung“ korrekter, da es sich dabei um die gleiche Art, nämlich um Vertreter der Spitzhunde, handelt.


Hinter der Rasse Eurasier stecken viele bekannte und berühmte Persönlichkeiten.

Konrad Lorenz

...Konrad Lorenz, 1903 in Wien geboren, Prof. Dr.med. und Dr. phil., gilt als der Vater der Verhaltensforschung. Viele heute selbstverständliche Begriffe wie zB. „Prägung“ und „Kindchenschema“, stammen von ihm.


1949 schrieb er das Buch: „Er redet mal mit dem Vieh, den Vögeln und den Fischen“. In diesem Buch gibt es das Kapitel “Treue ist kein leerer Wahn“, welches dem Hund gewidmet ist. Hier unterscheidet Lorenz zwischen 2 Typen Hunden: Hunde des nordischen Typs und Hunden des Gebrauchshundetyps. Er spekulierte, dass die nordischen Hunde direkt vom Wolf abstammen, während die Gebrauchshunde vermehrt Goldschakal-Blut in sich führen. Heute weiss man, dass der Hund ausschliesslich vom Wolf abstammt. 

 

Interessant aber ist seine Unterscheidung in die 2 Typen, den nordischen und den Gebrauchshundetypen. Lorenz beschreibt den nordischen Typ als: „Freund bis zum Tode, aber niemals Sklave“, nie unterwürfig trotz massloser Treue, mit innerer Vornehmheit.


Den Gebrauchshundetyp beschreibt er: als einen Hund, der seine „jugendliche Abhängigkeit und Anhänglichkeit dauerhaft behält“, ein Hund, der der „Hund aller Welt“ ist und mit jedem Fremden vertraut wird, der gerne kommt, wenn man ihn ruft.
Er sah die Vorteile beider Typen und hätte sie gerne vereinigt gesehen.

Zufallsverpaarung

Aus einer Zufallsverpaarung seines Schäferrüden mit einer Chow-Chow-Dame behielt Lorenz die Hündin „Stasi“.
Unerwarteterweise vereinigte „Stasi“ vorwiegend die guten Eigenschaften der beiden Rassen in sich.
1950 erschien Konrad Lorenz’ Buch „So kam der Mensch auf den Hund“ , DAS Hundebuch überhaupt. Hier ist das Wesentlichste an elementarem Hundewissen enthalten, und Horst Stern schrieb in den 70er Jahren, man könnte alle anderen Hundebücher beseitigen, das Wesentlichste an kynologischem Wissen bliebe in diesem Buch erthalten. In diesem Buch ging Lorenz auch auf die besonderen Eigenschaften des Schäfer-Chow-Mischlings „Stasi“ ein, Eigenschaften, die genau den erwünschten Eigenschaften des Eurasiers entsprechen.

Babette

Als Konrad Lorenz die Wolf-Chow-Hündin ( Wolfspitz x ChowChow) „Lotus vom Jägerhof“ seines Doktoranden Werner Schmidt kennenlernte, war er begeistert. Sie erinnerte ihn stark an seine „Stasi“. 
Werner Schmidt war über die Literatur des Kynologen Eberhardt Trumler auf den Wolf-Chow gestossen und hatte sich 1970 diese Wolf-Chow-Hündin bei der Züchterin Charlotte Baldamus mit der Zuchtstätte „vom Jägerhof“ geholt. 

1972 holte sich Konrad Lorenz bei Charlotte Baldamus die Wolf-Chow Hündin „Nanette vom Jägerhof“, genannt „Babette“, die er später als „charakterlich beste Hündin bezeichnete, die er je besessen hatte“. Er stellte sie sogar über seine geliebte Hündin „Stasi“.
Nur mit dem Äusseren war er nicht ganz zufrieden. Er fand die Wolf-Chows zu ringelschwänzig und den Po „liebenswert und komisch“ , aber nicht passend zu einem Hund, der dem Wolf ähnelt. Konrad Lorenz hätte gerne etwas Husky-Blut in die Rasse gezüchtet.

Eine weitere bekannte Persönlichkeit, welche sich 1982 aus Begeisterung für diese Rasse einen Eurasier anschuf, war der berühmte Wolfsforscher Dr. Eric Zimen. Er unterstützte die Eurasierzucht mit Vorträgen und guten Ratschlägen.

Rassengründer Julius Wipfel

Julius Wipfel ( 1919-2002 ), war Hundenarr und schon in seiner Jugend fasziniert von den nordischen Schlittenhunden. Nach dem Krieg fand er im Tierheim einen solchen „Schlittenhundetypen“ , den er „Kanadier“ nannte, da er wohl von kanadischen Truppen zurückgelassen wurde.
Der Kanadier lebte sich sofort gut ein bei der Familie Wipfel. Julius Wipfel liebte seine einmalige Intelligenz und faszinierende Persönlichkeit, musste aber auch feststellen, dass er gefährliches Benehmen gegenüber Fremden zeigen konnte. Nach seinem Tod suchte die Familie Wipfel Mitte der 50er Jahre einen würdigen Nachfolger. Sie schaffte sich die Wolfspitzhündin „Bella“ an. Sie war in vielem angenehmer als der Kanadier, aber nicht vergleichbar. Nun entstand der Wunsch, einen Hund zu haben, der die hervorragenden Eigenschften des „Kanadiers“ und der „Bella“ vereinigte. Da es diesen Hund jedoch nicht gab, äusserte Frau Elfriede Wipfel den Gedanken: „Züchten wir doch für uns allein einen Hund, so ähnlich wie der Kanadier und unsere Bella“.
Julius Wipfel interessierte sich schon immer für kynologische Literatur und wissenschaftliche Veröffentlichungen rund um die Zucht. So stiess er auch auf die Literatur von Konrad Lorenz und seine Beschreibung des Schäfer-Chow Mischlings „Stasi“. Julius Wipfel wurde stark durch die Literatur von Konrad Lorenz beeinflusst.

Julius Wipfel machte sich Gedanken zur Rück-und Kombinationszucht ursprünglicher Hunde.

Zuchtziele

Er legte 1960 folgendes Zuchtziel fest: menschenfreundlich, polarhundtypisch, natürlich und mit attraktiven Farbschlägen.
Bald folgten dann auch Überlegungen zur Zuchtplanung, welche noch heute in den mitteleuropäischen Eurasierklubs gültig sind:

-Zentrale Zuchtlenkung und Überwachung durch erfahrene Personen 
-Zuchtverwendung nach festgelegten Kriterien von Typ, Gesundheit und Verhalten
-Zentrale Welpenvermittlung, um zeitlebens ein gutes zu Hause für die Welpen zu   

 gewährleisten
-Lebenslange Verpflichtung der Züchter ihren erzüchteten Hunden gegenüber

Erster Wolfs-Chow Wurf

1960 fiel bei Julius Wipfel der erste Wolf-Chow Wurf, der B-Wurf „von der Bergstrasse“ von der Wolfspitzhündin „Bella von der Waldmühle“ mit dem Chow-Rüden „Aroko vom Felsensteig“. 1962 folgte der C-Wurf mit derselben Mutter und dem Chow-Rüden „Igor vom Kwy-Chu-Florian“.

Der Aufbau der neuen Hunderasse begann anfangs mit 4 Wolfspitzhündinnen und 3 Chow-Chow Rüden. Der Plan war, die 7 Ausgangstiere systematisch zu verpaaren.

Charlotte Baldamus übernahm „Asta von der Bergstrasse“. In ihrer Zuchtstätte „vom Jägerhof“ konnte Frau Baldamus im Einvernehmen mit Julius Wipfel, mittels sicherer Hand und Können, mit Hilfe der Inzucht den Grundstein für die Eurasierzucht legen. Ihre Tiere entsprachen schon bald annähernd der Idealvorstellung bezüglich Aussehen und Verhalten.
„Es gibt kaum einen Eurasier, der kein Jägerhof-Blut führt“.

1964 hatte Julius Wipfel erstmals die Idee, den Samojeden in den Wolf-Chow einzukreuzen. Diese Idee wurde allerdings erst 1972 mit dem Samojedenrüden „Cito von Pol“ durchgeführt, als sich Inzuchtprobleme einstellten. Trotz aller Vorsicht gab es Probleme mit Hüftgelenksdysplasie und Bissigkeit , und auf Grund der hohen Inzuchtbelastung nahm die Fruchtbarkeit ab. Ebenso hatte die Inzuchtdepression Probleme bei den Welpen wie Missbildungen und erhöhte Sterblichkeit zur Folge. Die Einkreuzung des Samojeden sollte dem entgegenwirken.

Charlotte Baldamus

Es wurden verschiedene Massnahmen getroffen:

 

  • 2 neue Ursprungsverpaarungen: eine Chow-Chow Hündin mit einem Wolfspitzrüden, und ein Chow- Chow Rüde mit einer Wolfspitzhündin.

 

  • Die Verpaarung mit dem Samojeden Cito von Pol. 

 

  • Verpaarung mit dem Chow-Rüden „Darius v. Schrattenbach“ mit einer Tochter aus der Verpaarung von Cito v.Pol mit der Wolf-Chow Hündin Lotus vom Jägerhof.

    Die Nachkommen dieser neuen Verpaarungen waren menschenfreundlicher, verloren aber die vornehme Zurückhaltung der Jägerhofhunde. Vom Aussehen her wurden sie eleganter, polarhundtypischer.

    Nicht alle Versuche führten zu gleich guten Erfolgen. 
    Die Inzuchtbelastung jedoch konnte massiv gesenkt werden.Vor allem die Einkreuzung des Samojeden trug wesentlich zur Verbesserung der Rasse bei.

    Der Samojedenrüde“Cito von Pol“ wurde 1972 bis 1977 8x eingesetzt. Davon 4x im Zwinger „vom Stechersee“ und je einmal in den Zwingern „vom Römerturm“, „vom Birkenbruch“, „vom Urdbrunnen“ und „vom Hasenleiser“.

    Am 4.4.1973 wurde der Name der Rasse von Wolf-Chow in Eurasier umbenannt und von der FCI und dem VDH anerkannt. Der Name musste auf Einspruch der Vertreter der Rassen Chow-Chow und Wolfspitz geändert werden.

     

     

     

     

     

     

     

     

     

Verbreiterung der Zuchtbasis:

1983 wurde wurde der Wolfspitzrüde „Arpad von der Surheide“ eingekreuzt, worauf die Zucht vor allem im Zwinger „von der Hohen Steinert“ weiterging.


1984 wurde nochmals auf die Ausgangsrassen zurückgegriffen, um die Zuchtbasis zu vergrössern. Der Chow-Chow Rüde „Herold vom Geisterhaus“ wurde im Zwinger „vom Unland“ mit der Wolfspitzhündin „Molly vom Salzberg“ verpaart.


1981-1985 wurde ein weiterer Wolfspitzrüde eingesetzt, mit dessen Nachzucht jedoch infolge hoher HD-Balstung nicht weiter gezüchtet wurde.


1986 Fand eine Kreuzung eines Chowrüden mit einer Samojedenhündin statt. Diese Zucht wurde aber nach der 2. Generation eingestellt.


2003 Verpaarung des Wolfspitzrüdens „Dino von Albuch“ mit der Eurasierhündin „Ipsy von der kleinen Blaike“ . Mit Hunden dieses N-Wurfes „von der kleinen Blaike“ wird weitergezüchtet.

 

2012 Verpaarung des Wolfspitzrüden „Chico von der Seekoppel“ mit der Eurasierhündin „Adina Ashanti von der Grafschaft Sayn“. Einige Hunde dieses A-Wurfes „vom Wolfsstübchen“ gingen in die Weiterzucht. 2012 Verpaarung des Samojeden Kiowa of Whiteline Kriskella`s mit Gandajrika vom Braulshof ( Grossvater war der Wolfspitzrüde Dino von Albuch, es entstand der B-Wurf im Zwinger "vom Wolfsland") und mit Buffy vom Ölsbachtal ( es entstand der D-Wurf von der Eschenburg ). Es wird auch in Zukunft nötig sein, weitere Einkreuzungen zu vollziehen um die Zuchtbasis gesund zu erhalten. Gesundheit und das Verhalten haben in der Eurasierzucht absolute Priorität vor Schönheitsidealen. Dies hat zur Folge, dass eine Vereinheitlichung der Rasse, wie sie in anderen Rassen erfolgt, nicht in gleichem Masse stattfinden stattfinden wird. Etwas, dass diese Rasse erst recht interessant macht.

2014 Verpaarung der  Eurasierhündin Alua vom Wolfsstübchen ( Vater Wolfspitz Chico v.d. Seekoppel, Mutter Eurasierin Adina Ashanti v.d. Grafschaft Sayn) mit Bleydh vom Wolfsland ( Vater der Samojede Kiowa of W.K., Mutter Eurasierin mit Wolfspitzblut vom Grossvater, Gandajrika vom Braulshof ). Hier enstand der A-Wurf Artaio`s. Inzwischen folgten bereits viele andere Würfe nach den Rückkreuzungen.

Weiterzucht :

Chow-Chow Rüden:

Aroco vom Felsenstein, rot
Ko-San-Lo Pollo-Pong, rot;
Igor von Kwy-Chu-Florian, schwarz

Wolfspitz-Hündinnen

Bella von der Waldmühle und ihre 3 Töchter:
Annet von der Bergstrasse
Asta von der Bergstrasse
Anka von der Bergstrasse

Leider klappte nicht alles so, wie es gedacht war. Es fielen weniger Würfe als gedacht und die Mendel`schen Gesetze trafen nicht immer zu. Eine echte Linienzucht, wie ursprünglich geplant, war somit nicht möglich.

1903

1949

1950

1960

1962

1972

1973

1983 - 2014

Entwicklung der Vereine

1960 Lulius Wipfel gründet die "Kynologische Zuchtgemeinschaft für Wolf-Chow-Polarhunde"
1971 Umbenennung in "Deutscher Zuchtklub für Wolf-Chow-Hunde e.V."
1973 Umbenennung in " Eurasier-Klub e.V. Sitz Weinheim", EKW 
1973 Vom Kreise um Frau Baldamus Gründung der "Zuchtgemeinschaft für Eurasier" ZG
1978 Julius Wipfel gründet die "Kynologische Zuchtgemeinschaft für Eurasier e.V.", KZG
1986 1. Eurasiersymposium der Eurasiervereine aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Zugunsten des Eurasiers arbeiteten die Vereine in der Zucht miteinander.
1996 Gründung der internat. Föderation für Eurasierzucht IFEZ
2005 Kooperationsvereinbarung der IFEZ, als "Weltverband für Eurasier", mit der FCI 

Es folgten die Gründungen von Eurasierklubs in der Schweiz und Österreich, Finnland und Holland, welche alle, auch heute noch, den Ideen zur Zuchtplanung mit gelenkter Zucht von Julius Wipfel folgen.
In anderen Ländern und später gegründete Eurasierklubs verfolgen nicht alle diese Zuchtstrategie.

•    50 Jahre Eurasierzucht, Jubiläumsschrift, Vorbeck Verlag 2010
•    Eurasier-heute, Annelie Feder, Kynos Verlag    
•    Ursprung und Geschichte des Eurasiers, Alfred Müller,Oktober 2003
(http://www.eurasier-online.de/images/abc/geschichte_des_eurasiers.pdf)

bottom of page