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Eurasierzucht und Problematik

Die Eurasierzucht erfolgt nach Gesundheit und Verhalten, das Aussehen kommt erst an dritter Stelle.

Selbstverständlich muss der Hund dem Eurasierstandard 291 der FCI entsprechen, es wird aber bewusst Championzucht vermieden und versucht, den Genpool möglichst gross zu halten. Ein möglichst grosser Genpool fördert die Gesunderhaltung und Vielseitigkeit unserer Rasse. Ein niedriger Inzuchtkoeffizient ist selbstverständlich, internationale Zusammenarbeit unumgänglich 

Die Verpaarungen werden sorgfältig geplant in Zusammenarbeit zwischen den Züchtern und Zuchtverantwortlichen der Eurasierklubs. Es dürfen nicht die gleichen Probleme auf der Hündinnen- und der Rüdenseite vorhanden sein. Die IFEZ-Vereine führen eine Datenbank mit zur Zeit Gesundheitsdaten von international über 25`000 Eurasiern ( Stand 2016).

 

Für gute Vorhersagen über das Ausgehen einer Verpaarung, respektive um den Zuchtwert der Elterntiere bestimmen zu können, ist es sehr wichtig, dass die Informationen von möglichst viele Nachkommen jedes Elternpaares gesammelt werden. Es spielt keine Rolle, ob diese Nachkommen später zur Zucht eingesetzt werden oder nicht, jedes einzelne Tier ist wichtig

Die Eurasierzüchter sind dafür besorgt, dass der Eurasier nicht zum Modehund verkommt. Die Welpenkäufer werden sorgfältig über die Besonderheiten dieser Rasse und der mit der Rasse verbundenen Philosophie informiert ( -> Geschichte des Eurasiers) und auf das Halten eines Eurasiers vorbereitet. Ebenso werden die Welpen gut auf ihr späteres Leben beim neuen Besitzer vorbereitet und schon in der Zuchtstätte wird mit der Sozialisierung begonnen. Die Aufzucht erfolgt ausschliesslich im Kreise der Familie im Wohnhaus. Die Züchter selbst fühlen sich das ganze Welpenleben lang verantwortlich für ihre Welpen und stehen den Besitzern immer mit Rat und Tat zur Seite.

 

Die Eurasier werden nicht auf Vorrat gezüchtet . Die Eurasierzucht ist eine Liebhaberzucht. Wer einen Eurasier will, muss sich bei einer der Welpenvermittlungen der Eurasierklubs melden und sich auf die Interessentenliste setzen lassen.

Julius Wipfel (1919 - 2002)

Neukreuzung der Ursprungsrassen

Die Entstehung der Rasse Eurasiers ist einmalig und anders als die Entstehung der meisten Hunderassen. Die meisten Hunderassen entstanden entweder rein zufällig oder aus Landschlägen. Durch Zuchtauswahl wurden dann ein bestimmtes Aussehen oder bestimmte Verhaltenseigenschaften gefördert.

 

Der Eurasier hingegen ist eine verhältnismässig junge Rasse und entstand aus der gezielten Mischung von bereits bestehenden Rassen. Obwohl man heute von Kreuzung der Rassen Wolfspitz, Chow Chow und Samojede spricht, wäre der Ausdruck „Mischung“ korrekter, da es sich dabei um die gleiche Art, nämlich um Vertreter der Spitzhunde, handelt.

 

1960 fiel beim Rassengründer Julius Wipfel der erste Wolf-Chow-Wurf einer Wolfspitzhündin mit einem Chow Chow-Rüden.

Der Aufbau unserer Hunderasse begann mit 4 Wolfspitzhündinnen und 3 Chow Chow-Rüden.

 

In der Zuchtstätte "vom Jägerhof" wurde mit Hilfe der Inzucht der Grundstein für die Rasse Eurasier gelegt . Es gibt kaum einen Eurasier, der nicht diese Jägerhof-Linie in sich trägt.

 

1972 wurde eine neue Linie gegründet mittels einer Ursprungsverpaarung mit einer neuen Chow Chow-Hündin und einem neuen Wolfspitz-Rüden. Aus dieser Verpaarung entsprangen im Zwinger "vom Stechersee" viele Eurasier, welche auch heute noch neben der "Jägerhof-Linie" in den grossen Ahnentafeln zu finden sind.

 

Eine dritte Ursprungs-Linie, welche 1976 von einem neuen Chow Chow-Rüden und einer neuen Wolfspitzhündin begonnen wurde, musste wegen hoher HD-Belastung in der 3. Generation eingestellt werden.

 

Stehts wurden immer sorgfältig die Nachkommen überprüft. Dies war gerade daher wichtig, weil auch viel Inzucht eingesetzt wurde, um auf schnellerem Weg zum Ziel zu kommen. Das Werkzeug "Inzucht" musste Fachleuten der Hundezucht überlassen werden, welche auch bereit waren, die nötigen Konsequenzen zu ziehen, sprich Hunde oder allenfalls ganze Linien aus der Zucht zu nehmen, bei denen Fehler auftauchten.

 

Durch eine weitere Ursprungsverpaarung entstand 1984 in der Zuchtstätte "vom Unland" eine vierte Linie, auch diese Linie ist in sehr vielen Stammtafeln zu finden.

 

Des weiteren wurden verschiedene neue Chow Chow- und Wolfspitzrüden/-hündinnen in den Wolf-Chow eingekreuzt. Einige dieser Linien mussten jedoch eingestellt werden.

 

1971 entschied man sich, den Samojeden "Cito von Pol" einzukreuzen, um genetisch weit entferntes neues Erbgut zu erhalten und dem Polarhundetyp näher zu kommen. Cito von Pol wurde 1972-1977 eingesetzt.

 

Mittels der neuen Ursprungsverpaarungen und Neueinkreuzungen wurde versucht , die Zuchtbasis zu verbreitern und einer Inzuchtdepression vorzubeugen.

 

04.04.1973: Anerkennung der Wolf-Chow-Samojedenkreuzung unter dem Namen Eurasier durch den VDH ( Verband für das deutsches Hundewesen ) und die FCI ( Fédération Cynologique Internationale ).

 

Anfang der 90er Jahre verbot der VDH, neue Tiere der Ursprungsrassen wieder einzukreuzen, was im Falle des Eurasiers wieder Inzucht bedeutet hätte, da die Rasse noch sehr jung war und die Zuchtbasis klein.

 

1998 wurde daher von den VDH-Vereinen EKW ( Eurasier-Klub e.V. Sitz Weinheim) und ZG ( Zuchtgemeinschaft für Eurasier e.V. ) beim VDH der Antrag gestellt, für die Eurasier die Neueinkreuzung der Usrprungsrassen kontrolliert wieder zuzulassen. 2001 wurde diesem Antrag stattgegeben.

Eurasierzucht in der neueren Zeit

2003 wurde erstmals wieder unter der Kontrolle des EKW ein Wolfspitzrüde ( Dino vom Albuch ) mit einer Eurasierin ( Ipsy von der kleinen Blaike ) verpaart. Mehrere Nachkommen dieser Verpaarung gingen im EKW und ECA ( Eurasier Club Austria ) in die Weiterzucht. In der ZG wurde ein Rüde aus der Verpaarung eingesetzt.


2012 wurde erneut ein Wolfspitzrüde ( Chico von der Seekoppel ) mit einer Eurasierhündin ( Adina Ashanti von der Grafschaft Sayn ) verpaart, wiederum beim EKW. Zwei der Hündinnen dieses A-Wurfes vom Wolfsstübchen haben bereits Nachkommen.

 

Ebenfalls beim EKW fielen zwei Würfe von Eurasierhündinnen mit dem Samojeden Kriskella`s Kiowa of Whiteline.

Der erste Wurf ist der B-Wurf vom Wolfsland, wo die Mutter die Eurasierhündin Gandajrika vom Braulshof, eine Enkelin des Wolfspitzrüden Dino vom Albuch, ist. Zwei Rüden aus dem Wurf wurden bereits in der Zucht eingesetzt ( Finnland, Norwegen ).


Der zweite Wurf fiel im Zwinger von der Eschenburg nach der Eurasierhündin Buffy vom Ölsbachtal ( D-Wurf von der Eschenburg).Auch hiervon sollen die Nachkommen noch eingesetzt werden.


2014 Verpaarung der Hündin Alua vom Wolfsstübchen ( Vater der Wolfspitz Chico von der Seekoppel ) mit Bleydh vom Wolfsland ( Vater der Samojede Kriskella`s Kiowa of Whiteline). Dieser A-Wurf Artaio`s  ist der erste Wurf, wo sowohl der Samojede wie auch der Wolfspitz wieder sehr nahe in der Ahnentafel sind (Grosseltern).


Diese Welpen gingen in 6 verschiedene Länder und sollen da, wenn möglich, zur Erweiterung des Genpools eingesetzt werden. Die Nachkommensüberprüfungen werden streng kontrolliert und entsprechen den Anforderungen aller IFEZ - Mitglieder ( Internationale Föderation für Eurasierzucht ) zusammengefasst. Bei allen Welpen wurde ein Gentest bezüglich Weiss-und Scheckenträger durchgeführt.

Anforderungen an Neueinkreuzungshunde und Schwierigkeiten in der Zucht

Die Anforderungen an die bei Neueinkreuzungen verwendeten Hunde sind hoch. Es muss die Gesundheit stimmen, ebenso das Exterieur und des Verhalten.Kleinere Kompromisse müssen immer eingegangen werden, den perfekten Hund gibt es nicht. Dennoch sind die Anforderungen so hoch, dass bis anhin noch kein passender Chow Chow gefunden werden konnte. Leider wurde bei den Chow Chows wegen des erwünschten Exterieurs mit der kurzen Nase und dem dichten Fell, die Gesundheit in der Zucht stark vernachlässigt. Ursprüngliche Chows mit normalem Exterieur und tadelloser Gesundheit sind kaum mehr zu finden. Sicher wäre eine Verpaarung mit einem Chow Chow gerade der Hunde, welche nun frisches Wolfspitz- und Samojedenblut in sich tragen, sehr interessant und für die Eurasierzucht gewinnbringend.


Gentest: Mit der Neueinkreuzung des Samojeden sind auch Schecken geboren. Wären bei der Verpaarung die Gentests für Weiss ( Aufhellungsgen, Locus E ) und Schecke ( Piebaldscheckung, Locus S ) schon zur Verfügung gestanden, hätte man die Elterntiere auf diese getestet und Schecken hätten umgangen werden können. Um weitere "Weissfehler" zu vermeiden, werden heute nun alle Tiere der Neueinkreuzungen getestet und, wenn nötig, auch deren zukünftige Partner. Träger von "Weissfehlern" müssen diese phänotypisch nicht unbedingt aufweisen. Auch viele Tiere, welche nicht aus Neueinkreuzungen stammen, sind Träger.


© Bettina Franz, Januar 2015

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